Explodierte SpaceX-Rakete gefährdete Passagierflugzeuge
Der Testflug der Starship-Rakete von Elon Musks SpaceX im vergangenen Januar verlief nicht nach Plan. Die Rakete explodierte über dem Atlantik, Trümmerteile regneten auf die Erde nieder. Während des Tests änderten mehrere Flugzeuge ihren Kurs, wie bereits damals bekannt wurde. Nun zeigt sich jedoch, wie prekär die Situation in der Luft war.
Kollision in der Luft verhindert
Tatsächlich versuchten Fluglotsen am Boden, die Maschinen in der Luft um die Gefahrenzone herumzuleiten. Das habe jedoch zu einer Mehrbelastung und damit einem «potenziellen extremen Sicherheitsrisiko» geführt, wie das Wall Street Journal (WSJ) aus einem neuen Bericht der US-Luftfahrtbehörde FAA zitiert. Zwei Flugzeuge seien nach der Explosion zu nah beieinander geflogen, weshalb ein Fluglotse habe eingreifen müssen, um eine Kollision zu verhindern.
Ausserdem habe SpaceX die Behörde nicht umgehend über eine offizielle Hotline über die Explosion informiert. Das schreibt sie jedoch vor, damit Piloten schnellstmöglich informiert werden können. Stattdessen war es umgekehrt: Die Fluglotsen erfuhren von Piloten von den Trümmern in der Luft.
Notruf wegen zu wenig Treibstoff
Selbst Passagiere hätten den Trümmerregen vom Flugzeug aus gesehen. Einer von ihnen sass in einem Flieger von Delta Air Lines und sagte später, der Anblick sei beeindruckend gewesen. Aber auch: «Was wäre passiert, wenn wir näher gewesen wären?»
Treffen die Trümmerteile ein Flugzeug in der Luft, kann das verheerende Folgen haben. Laut der Airline mussten an diesem Tag vier Flugzeuge wegen der Explosion umgeleitet werden, um zu tanken, da der Treibstoff für den Umweg nicht reichte.
Auch Flugzeuge mit Ziel San Juan auf Puerto Rico mussten umgeleitet werden – sofern sie noch genügend Treibstoff hatten. Andere wurden in Warteschlangen eingeteilt, um nicht in eine Gefahrenlage zu gelangen. Landen durfte nur, wer einen Notfall hatte, wie ein Fluglotse einer Crew mitgeteilt haben soll. Daraufhin habe deren Pilot einen Mayday-Notruf abgesetzt.
FAA ergreift Massnahmen, SpaceX beschwichtigt
SpaceX sagt gegenüber dem «Wall Street Journal», dass der Bericht irreführend und die Informationen unvollständig seien. «Bei jedem Starship-Flugtest hatte die öffentliche Sicherheit für SpaceX immer die oberste Priorität», wird das Unternehmen zitiert.
Die FAA hat bereits vor dem Testflug im Januar Sicherheitsmassnahmen eingeführt, da Raketentests zugenommen haben. Es wird erwartet, dass die Anzahl in den nächsten zehn Jahren auf 200 bis 400 jährlich ansteigen wird. Zwischen 1989 und 2024 waren es gemäss dem WSJ etwa zwei Dutzend pro Jahr. Eine Massnahme ist, dass temporäre Flugverbotszonen bestimmt wurden. Sie werden vor einem Test definiert und nur aktiviert, wenn er schiefgeht.
Trotzdem verlangt auch der Pilotenverband Air Line Pilots Association weitere Massnahmen. Würde die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen involvierten Stellen besser funktionieren, könnten sich Airlines besser vorbereiten – etwa indem sie mehr Kerosin tanken bei Flügen, die im betroffenen Gebiet unterwegs sind, oder Starts verschieben.
Auch im nächsten Jahr will SpaceX nämlich neue Raketentests durchführen. Einer ist schon Anfang nächstes Jahr geplant, es soll eine neue Version von Starship starten. In einem Podcast im September kündigte Musk bereits Probleme an. Wegen des radikalen Redesigns könne es anfängliche Kinderkrankheiten geben. (vro)
